Reiseberichte
So war unsere Enduro-Reise durch Senegal und Mali im Februar 2019
Durch Senegal und den Westen von Mali
Ursprünglich wollten wir ja wieder - es wäre das 4. Mal - bis Timbuktu fahren. Doch seit November 2018 hatte sich im östlichen Mali die Sicherheitslage wieder verschlechtert - nach langer Zeit der Stabilisierung. Dazu kam es im Dogon-Land vermehrt zu Auseinandersetzungen mit der Volksgruppe der Fulbe. Das berühmte Weltkulturerbe im südlichen Mali wurde zum Kriegsschauplatz.
Kurz vor Reisebeginn bestätigte mir ein letzter Anruf bei der deutschen Botschaft in Bamako, dass deswegen für Touristen Fahrten östlich der Stadt Segou verboten seien. Westlich von Bamako, erklärte man mir, sei das Reisen in Mali sicher. Dieser urwaldige, gebirgige und von den Strömen Senegal, Bafing und Bakuye durchflossene Teil des Landes sei sein landschaftlich schönster und seine Menschen gelten als die liebenswürdigsten Westafrikas. Auf unserer Reise bestätigte sich das - wie auf meinen früheren Fahrten durch Mali.
Die overland durch Marokko und Mauretanien angereiste Reiseleitung - meine Wenigkeit und mein Assistent - trifft sich wie vereinbart mit den nach Dakar geflogenen Teilnehmer/inne/n am ersten Reisetag in der "Zebrabar".
Einst wie heute ist das an einer Lagune gelegene Campment-Motel unweit der früheren senegalesischen Hauptstadt Saint Louis Treffpunkt von Afrikafahrern.
Tagsdarauf geht es am Strand 130 km weit bis zum Lagunen-See Lac Rose. Zu Zeiten, als die "Dakar-Rallye" noch in Afrika stattfand, war er regelmäßig ihr Ziel.
Nach einem Tag Eingewöhnen ans "schwarze" Afrika - in einem schönen Strand-Hotel im Badeort La Somone - fahren wir durchs Delta des Flusses Saloum in Richtung Südosten.
Zwei Tage später erreichen wir das erste große Highlight unserer Reise, den über 6.000 Quadratkilometer großen Niokolo-Koba-Nationalpark. 50 km tief im urwaldigen Parkinneren erreichen wir mit dem WÜSTENFAHRER-Auto und einem Wagen der Parkverwaltung das aus den Fünfzigerjahren stammende und von1980 bis heute leer stehende "Hotel Simenti".
Wir wohnen in daneben neu aufgebauten Rundhütten mit Dusche und Klima-Anlage. Das ehemalige Hotel liegt traumhaft schön und aussichtsreich direkt über dem Gambia River, wird aber nur noch von Affen und Vögeln bewohnt.
Unsere Motorräder mussten natürlich am Eingang des Parks bei den Rangern untergebracht werden, denn es gibt viele Löwen - wir hören sie nachts brüllen, sehen einen am ehemaligen Hotel-Pool zum Fluss hinunter laufen - auf der Suche nach Beute an den Trinkstellen der Gazellen und Antilopen.
Flußpferde und Krokodile beobachten wir bei einer Bootsfahrt. Kleine und große Affen toben permanent durch das Hotel-Gelände, sitzen beim Abendessen im Outdoor-Restaurant und klauen unser Brot vom Tisch.
Nach dem Niokolo-Koba-Park heißt es 200 km extrem staubige LKW-Piste zu fahren - bis in die Südostecke des Senegal. An der Grenze zu Guinea Conakry liegt das Gebiet des Bassari-Volkes. Deren Siedlungen und ihre ursprüngliche Lebensweise gelten wie das Land der Dogon-Pygmäen im Süden von Mali als „Weltkulturerbe“.
In einem unweit eines sehr hohen und erstaunlich kalten Wasserfalls gelegenen Dorf finden wir in einem - zu unserer Überraschung "Dogon" heißenden - sehr einfachen, aber liebevoll geführten Campment Unterkunft.
Tags darauf geht es mit den Enduro hinter dem Moped eines lokalen Guides 25 km weit auf halbmeterbreiten Pfaden durch Wald und Busch - zum Beginn eines klettersteigähnliches Weges.
Der führt zu einem der auf Berggipfeln errichteten Dörfer des einst äußerst kriegerischen Volks der Bassari. Die Kraxelei ist wegen der rund 40° C und einem nicht weit enternten und beängstigend breiten Buschfeuer anstrengend und beunruhigend.
Durch unseren Guide und die extra eingekauften Gastgeschenke - gefragt ist bei den Bassari eine Nuss, die stundenlang gekaut wird und wohl berauschende Wirkung hat - haben wir Zutritt zum Versammlungsplatz, zu den Hütten und der Schule des Dorfes - ein sehr exotisches und eindrucksvolles Erlebnis.
Beim Abstieg wissen wir erstmal nicht, wo entlanglaufen, denn der Pfad scheint kurz davor von dem Buschfeuer überolt worden zu sein. Es glimmt und brennt noch überall, macht es nicht einfach, Stellen zu finden, wo die Schuhsohlen nicht versengt werden.
Tagsdarauf fällt uns an der vom Bassari-Territorium nur 150 Strassenkilometer entfernten Grenze zwischen Senegal und Mali erstmal die besondere Freundlichkeit und Coolness der malischen Beamten auf.
Zudem interessiert sich niemand für Carnet de Passage und Gelbfieberimpfung - Beides offiziell vorgeschrieben.
Bei unserer Übernachtung in einem kleinen Hotel im ersten malischen Städtchen, bestätigt sich nochmal - wie überall in den folgenden Tagen auch: Touristen sind in diesem krisengeschüttelten Land - zumindest hier im christlichen Westen - willkommen und Motorradreisende offenbar ganz Besonders.
Unsere Route führt uns durch dichten Urwald zum Manantali-See. Dort übernachten wir am Fluß Bafing im "Cool Camp", das dem hier vor Jahren hängengebliebenen niederländischen Weltenbummler Caspar gehört. Er hat sogar einen Badeplatz angelegt. Das Wasser des 80 km nördlich beim Städtchen Bafoulabe in den Strom Senegal fliessenden Bafing ist kristallklar und fühlt sich seidenweich an. Bilharziose-Zerkarien bräuchten wir hier nicht zu befürchten, meint Caspar. Flusspferde sähe man ja von Weitem und alle Krokodile seien auf der anderen Seite des mehrere hundert Meter breiten Flusses, denn dort gäbe es beim Dorf Manantali mehr Abfälle zu fressen.
Durch hügelige Landschaft fahren wir auf Pisten und kleinen Strassen nach Norden, überqueren den Bafing in Bafoulabe auf einer schmalen Eisenbrücke, zwischen den Gleisen des hier alle drei Tage vorbeikommenden Zuges von Bamako. Am Ende meiner ersten Transsahara-Fahrt bin ich mit ihm nach dem Verkauf meiner SR 500 in der malischen Hauptstadt nach Dakar gefahren - drei Tage lang in einem extrem überfüllten Zug ohne Fenster und Beleuchtung. Heute ist er wesentlich komfortabler, erzählt uns der uniformierte Bahnhofsvorsteher, bei dem wir die "Gleisbenutzungsgebühr" bezahlen müssen.
Nach 5 km in der "Flusspferd-Stadt" - es gibt sogar ein lebensgroßes Denkmal mit einem solchen Tier - geht es mit einer kleinen Fähre auf die andere Seite des Stromes Senegal.
100 km weiter übernachten wir auf einem Camping-Platz, der dem von Caspar an exotischer Idylle und Abgelegenheit nicht nachsteht. Schon die Zufahrt zum Flußufer ist ein kleines Abenteuer und für unser Auto nur unter Einsatz einer Machete möglich. Der Platz selber liegt oberhalb von "Chutes", von großen Felsen erzeugte Stromschnellen, an deren Fuss sich "Hippos" tummeln - in Sichtweite. Die alte Dame, der das Ganze gehört, ist unfassbar liebenswürdig, zeigt uns ihren "neuesten" Enkel und meint, dass wir ruhig baden könnten, denn die Flußpferde seien zu faul, um die Felsen hochzulaufen.
Tagsdarauf erreichen wir die Großstadt Kayes, heissester Ort Malis. In der Tat sind die Temperaturen extrem, weshalb wir zur 100 km entfernten Grenze mit dem Nachbarland Senegal weiterfahren. Wieder laufen die Formalitäten easy und cool ab. Die Zoll-Chefin ist nicht nur sehr freundlich, sie sieht auch noch Naomi Campbell zum Verwechseln ähnlich.
Eine rudimentäre Strasse - schlechter zu fahren als die holprigste Piste - hört erst nach 180 km in der Stadt Tambacounda auf. Gute Strasse bringt uns entlang des Flusses Casamanche zum Städtchen Kolda, wo wir in einem guten und auf afrikanische Art sehr schönen Hotel übernachten.
Durch tropische Wälder fahren wir am nächsten Tag zu den Traumstränden der Casamanche, genießen das coole "Bacardi-Ambiente" dort zwei Tage lang in einer Strand-Herberge namens "Bar de la mere". Bei Ebbe fahren wir mit den Enduros am Strand ein Stück nach Guinea-Bissau hinein. Einen Schlagbaum gibt es hier nicht.
Nach Durchquerung des gegen den Senegal sehr ärmlich wirkenden und von diesem außer am Meer umschlossenen Staates Gambia, kommen wir nocheinmal an die malerische Lagune von Somone. Dort hatten wir im schönen Hotel Afrika Queen ja schon am zweiten Reisetag einen "Schwarzafrika-Eingewöhnungstag" verbracht.
Vom nicht weit entfernten Lac Rose fahren wir wieder entlang der Cote Sauvage zur "Zebrabar". Sie ist Anfangs- und Endpunkt einer über drei Wochen langen Reise, die so außergewöhnlich und zutiefst schwarzafrikanisch war, dass alle Heimflieger daheim wohl erstmal an "Kultur-Schock" leiden.
Ich bleine wohl wiedermal davon verschont, fahre ja wie auf allen bisherigen WÜSTENFAHRER-Westafrika-Reisen mit Auto und Anhänger overland/overseas nachhause. Bis zur mauretanisch-marokkanischen Grenze begletet mich mein mauretanischer Freund Amar. Dann bin ich alleine im WÜSTENFAHRER-Truck, weitere sieben Tage lang, 3.000 Straßenkilometer und eine zweitägige Schiffs-Passage weit.